Ein Albtraum, der wahr wird!
Ein Albtraum, der sich real materialisiert
Ich habe nie an Träume geglaubt.
Nicht wirklich. Klar, sie passieren. Jeder hat sie. Manche sind schön, manche seltsam, viele sind vergessen, bevor man richtig wach ist. Aber glauben — dass ein Traum mehr sein kann, dass er etwas ist, das kommt, nicht nur etwas, das war — nein. Nicht bis zu dieser Nacht.
Ich bin ein rationaler Mensch. Ich bin Programmierer. Ich denke in Code, in Logik, in Ursache und Wirkung. Wenn ich etwas nicht sehen oder messen kann, dann existiert es nicht. Zumindest dachte ich das. Bevor mein Traum begonnen hat, zurückzublicken.
1. Die erste Nacht
Es begann vor knapp zwei Wochen.
Ein normaler Tag. Ich saß wie immer viel zu lange vor dem Bildschirm, zuckte bei jeder Slack-Nachricht zusammen, war genervt von meinem Chef, erledigte mein Zeug, ging spät ins Bett. Ich erinnere mich noch, dass ich die letzte E-Mail um 1:07 Uhr abschickte. Danach fiel ich einfach aufs Bett. Ich war erschöpft.
Doch in dieser Nacht… träumte ich etwas, das sich anders anfühlte. Als würde ich nicht träumen, sondern… eintreten.
Ich stand in einem dunklen Raum. Nackter Beton. Ein rotes Licht flackerte an der Decke. Ich hörte das Summen von Strom, aber sah keine Kabel. Der Raum hatte vier Wände, keine Fenster, nur eine Tür. Diese Tür war halb offen, aber dahinter war völlige Schwärze.
Ich fühlte etwas. Kein Schmerz, sondern… eine Präsenz. Wie jemand, der dich anschaut, aber nicht da ist. Mein Herz raste, ich schwitzte – in einem Traum? Ich griff nach der Türklinke. Sie war kalt, zu kalt. Ich fror. Aber ich zog trotzdem.
Und da war es.
Ein Wesen.
Es stand einfach da, mitten in der Dunkelheit, wie ein Schatten, aber klar umrissen. Menschlich, aber… falsch. Die Glieder zu lang, die Bewegungen zu ruckartig. Der Kopf war leicht zur Seite geneigt, als ob es mich analysierte.
Ich wollte schreien, aber meine Stimme versagte. Ich rannte zurück in den Raum, schlug die Tür zu – und sie hielt nicht.
Ich wachte auf.
Schweißgebadet. Herzrasen. 4:44 Uhr.
Ich starrte an die Decke. Das war nur ein Traum, sagte ich mir. Nur ein Traum.
Aber ich spürte es. Dieses Gefühl… blieb. Es war nicht weg, nur… in den Schatten meines Zimmers gerutscht.
2. Die zweite Nacht
Ich wollte nicht schlafen. Ich trank vier Tassen Kaffee. Ich scrollte TikTok bis zum Erbrechen. Ich starrte YouTube-Dokus über Serienkiller, über paranormale Phänomene, über alles, was mich wach halten konnte.
Aber irgendwann schlief ich doch ein.
Und ich war sofort wieder dort.
Diesmal war der Raum anders. Die Decke war höher, das Licht grünlich, flackernd. Und die Tür… war verschwunden.
Dafür war es da.
Wenige Meter entfernt, starrte es mich an. Oder besser gesagt: Ich wusste, dass es mich ansah, obwohl es keine Augen hatte. Nur Leere. Eine schwarze Öffnung, wo das Gesicht hätte sein sollen.
Diesmal bewegte es sich. Es ging rückwärts. Ohne die Beine zu beugen. Es glitt fast. Und an der Stelle, wo es vorher stand, tropfte etwas. Schwarz. Dickflüssig. Es roch wie… verbranntes Haar und kaltes Eisen.
Ich war gefangen. Keine Tür, kein Fenster. Nur das Wesen. Und das Summen. Lauter. Tiefer. Pulsierend.
Ich schrie – diesmal wirklich. Und dann...
Ich erwachte. Wieder. 4:44 Uhr.
Und diesmal... war mein Bettlaken feucht. In der Mitte – ein schwarzer Fleck. Wie Tinte. Ich versuchte es wegzuwischen. Meine Hand färbte sich schwarz. Und ich roch es: verbranntes Haar.
Ich wusch alles. Sagte mir, ich hätte geschwitzt. Das war Tinte von einem kaputten Stift. Ich redete mir das ein. Aber ich wusste: Das war nicht real. Und doch – es war da.
3. Die dritte Nacht
Ich spare dir die Details.
Ich habe es gefühlt. Es hat mich berührt. Ich bin aufgewacht mit einem Abdruck an meinem Arm – vier Finger, einer zu lang. Wie eine verbrannte Hand.
Ich bin nicht mehr zur Arbeit gegangen.
Ich habe recherchiert.
"Albtraumwesen", "Traumdemons", "Shadow people", "Hypnagogic hallucinations", "Oneirophobia" – ich habe alles gelesen. Foren, 4chan, alte PDFs, Reddit-Threads, sogar ein obskures E-Book namens „Die Gänger im Traum“. In all dem: Berichte von Menschen, die sagten, sie hätten „etwas mitgebracht“ aus einem Albtraum. Die es „im echten Leben“ gesehen hätten. Die irgendwann verschwanden.
Und immer wieder diese Zeit: 4:44 Uhr.
4. Der Durchbruch
Vor vier Tagen habe ich die Kamera aufgestellt.
Ich weiß, das klingt nach billigem Horrorfilm, aber ich brauchte Beweise. Ich habe mein Schlafzimmer mit Infrarot und Nachtsicht gefilmt. Ich schlief. Und in der Nacht – genau um 4:44 Uhr – geschah es.
Das Video ist unscharf, aber klar genug. Ich wache auf, schlage die Augen auf, setze mich auf, und dann – friere ich ein. Ich schaue auf eine Stelle im Zimmer. Da ist nichts. Die Kamera sieht nichts.
Aber meine Augen folgen etwas. Ich schreie. Ich ziehe die Decke hoch. Und dann… friert das Video.
Nicht die Datei – ich meine das Bild friert ein, aber die Zeit läuft weiter. Der Ton knistert. Verzerrt. Und für exakt 4 Sekunden sieht man eine Figur in der Ecke. Nur im Infrarot. Groß. Dünn. Bewegungsunschärfe – aber da. Und dann ist sie weg.
Ich habe es mehrfach analysiert. Es ist keine Artefaktstörung. Kein Fehler. Dieses Ding war da.
Ich dachte, ich werde wahnsinnig.
Aber ich war nicht allein.
5. Andere Betroffene
Ich postete anonym in einem okkulten Forum. Gab keine Details preis. Nur Stichworte: „Traumwesen“, „materialisiert“, „4:44 Uhr“. Innerhalb von Stunden hatte ich 23 Nachrichten. 7 davon ernst. 4 davon… identisch.
Alle beschrieben das gleiche Wesen.
Ein Mann schickte mir ein Bild – eine Kohlezeichnung. Er nannte es „Der Glattere“. Ich schwöre dir: Das war mein Wesen.
Ein anderer behauptete, sein Bruder habe sich umgebracht – nachdem er „das Ding“ auf seinem Balkon gesehen hatte. Drei Nächte hintereinander.
Eine Frau schrieb: „Du darfst nicht antworten. Es hört mit.“
Ich antwortete nicht. Aber seitdem… hört es mich trotzdem.
6. Jetzt
Ich bin jetzt wach seit 51 Stunden. Mein Herz schlägt unregelmäßig. Ich bin allein. Kein Besuch. Kein Tageslicht. Ich habe meine Wohnung abgeklebt. Alle Spiegel entfernt. Ich will nicht mehr träumen. Ich kann nicht mehr.
Aber ich weiß, was kommt.
Heute Nacht wird es durchkommen.
Nicht im Traum.
Nicht im Video.
Nicht als Schatten an der Wand.
Es wird durchkommen. In meine Welt. In die echte.
Denn es hat etwas aus mir geholt. Etwas, das nicht zurück will. Und ich spüre das Vakuum.
Ich werde wieder träumen. Ich werde fallen. Und diesmal, wenn ich aufwache...
… wird es neben meinem Bett stehen.
ENDE?
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