Sie spielen wieder.
„Sie spielen wieder.“
Eine Creepypasta über Totenbeschwörung mit Kinderspielzeug
1. Ein verfluchtes Kinderzimmer
Ich habe nie an Übernatürliches geglaubt. Nicht an Geister, nicht an Dämonen. Schon gar nicht an Totenbeschwörung.
Und doch... stehe ich heute hier, mit einer alten Puppe in der Hand, Blut an meinen Fingern, das nicht von mir stammt – und höre aus der Dunkelheit eine Kinderstimme flüstern:
„Komm... spiel mit uns.“
Aber vielleicht... sollte ich am Anfang beginnen.
Ich bin 29. Heiße Lars. Sozialarbeiter.
Mein aktueller Fall war ein siebenjähriges Mädchen namens Maja. Ihre Eltern starben bei einem Autounfall. Sie kam zu ihrer Tante – einer unheimlich blassen Frau mit leerem Blick und einem seltsamen Interesse für Puppen.
Ich sollte regelmäßig nach Maja sehen, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung war. Aber nach meinem dritten Besuch begann ich zu bemerken, dass sich etwas komisch anfühlte.
2. Spielzeuge, die sich bewegen
Majas Zimmer war… seltsam.
Überall standen Spielzeuge: alte Holzpuppen, Porzellanfiguren, ein hölzernes Kasperletheater, Spieluhren. Keine modernen Sachen. Alles wirkte wie aus dem 19. Jahrhundert.
Doch das Merkwürdigste:
Sie waren nicht immer dort, wo sie beim letzten Besuch standen.
Manchmal saß ein Teddybär plötzlich im Flur. Oder ein Hampelmann hing an der Badezimmertür.
Beim vierten Besuch sprach ich Maja darauf an.
Sie lächelte nur und sagte:
„Ich hab ihnen erlaubt, wieder zu spielen. Die anderen durften so lange nicht… aber Tante hat ihnen geholfen. Jetzt spielen sie wieder.“
Ich dachte, es sei nur eine blühende Fantasie.
Bis ich die Geräusche hörte.
3. Die Nacht im Haus
Es war ein stürmischer Abend, als Majas Tante mich bat, über Nacht zu bleiben – sie musste zu einer Beerdigung.
Ich sagte zu. Schließlich war ich der zuständige Betreuer.
Um 2:12 Uhr wurde ich wach.
Ich hörte eine Spieluhr.
Eine dieser langsamen, verstimmten Melodien, wie aus einem alten Horrorfilm.
Ich stand auf.
Im Flur lag ein kleiner Holzclown – mit einem blutroten Grinsen und einer Nachricht auf dem Bauch:
„Wir sind wach.“
Ich lachte nervös. Wahrscheinlich ein Scherz von Maja.
Bis ich realisierte: Maja war nicht da.
Ich stürmte in ihr Zimmer. Leer. Das Bett gemacht. Kein Mädchen.
Nur… Spielzeug. Viel zu viel davon. Und mittendrin: eine Art Kreidekreis, in dem eine Puppe saß, die mir vorher noch nie aufgefallen war.
Sie trug ein Kleid aus vergilbtem Stoff. Augen wie schwarzes Glas. Und ein zerrissenes Etikett:
„EMMALINE“
4. Das Ritualbuch
Ich fand Maja im Keller.
Sie saß im Dunkeln, zwischen alten Kartons, und hielt ein Buch in der Hand – verstaubt, ledergebunden, mit kindlichen Symbolen auf dem Umschlag.
Als sie mich sah, flüsterte sie:
„Es ist fast fertig, Lars. Sie wollen nur spielen. Aber man muss ihnen den Weg zeigen… sonst sind sie traurig.“
Ich nahm ihr das Buch ab.
Es war ein handgeschriebenes Manuskript. Seitenweise Anleitungen zur Kommunikation mit den Toten.
Aber nicht mit Worten.
Sondern mit Spielzeugen.
„Kinderspielzeug besitzt Fragmente der Seele. Berührte Dinge sind verankert. Wenn das richtige Lied gespielt wird, öffnen sich die Tore.“
Die Worte brannten sich in mein Gehirn.
5. Die Zeremonie
Gegen drei Uhr morgens hörte ich wieder die Spieluhr.
Dann ein leises Lachen.
Dann… das Kasperletheater, das sich selbst bewegte.
Die kleinen Puppen führten ein Stück auf. Ich schwöre es. Ohne Schnüre. Ohne Menschen.
Der Kasper lachte. Der Tod trat auf. Und das kleine Kind in der Ecke… starb auf der Bühne.
Ich war wie hypnotisiert.
Dann rief jemand meinen Namen.
Nicht mit Stimme.
Mit Spielzeug.
Der Hampelmann schlug mit seinen Holzarmen gegen die Wand, und in Morsezeichen – ich erkannte es durch Zufall – stand dort:
„Komm zu uns.“
6. Blut und Stoff
Ich schnitt mir in den Finger.
Ich weiß nicht warum. Vielleicht war ich nicht mehr ich.
Ich malte mit meinem Blut einen Kreis um Emmaline.
Die Puppe drehte ihren Kopf. Langsam. Knarzend.
Und dann...
öffnete sie den Mund.
Es kam kein Ton. Nur… Staub. Asche. Und ein Schrei, der aus keinem Rachen dieser Welt stammen konnte.
Die Lichter flackerten.
Die Spielzeuge zitterten.
Der Teddybär schrie mit Majas Stimme:
„Sie kommen!“
Und dann… wurde es still.
7. Das Verschwinden
Am nächsten Morgen war Maja weg.
Kein Abschiedsbrief. Keine Spur. Keine Kameraaufnahme. Keine Logik.
Die Polizei schob es auf einen Nervenzusammenbruch meinerseits.
Aber ich wusste:
Sie ist nicht weggelaufen.
Sie ist bei ihnen.
Im Spielzeugreich.
Jenseits des Vorhangs aus Musik und Stoff und Blut.
8. Der neue Zyklus
Es ist jetzt ein Jahr her.
Ich arbeite nicht mehr. Ich schlafe kaum.
Und ich höre sie wieder.
Wenn ich die Spieluhr aus Majas Zimmer abspiele, höre ich ein Flüstern:
„Ein neues Kind…
ein neues Spiel…
komm, Lars… komm spielen…“
Und jedes Mal, wenn ich ein Spielzeug auf einem Flohmarkt sehe, bekomme ich Gänsehaut.
Denn was, wenn sie schon hier sind?
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